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Am Sonntag, den 7. Februar sitzen wir ab 12 Uhr am Matzleinsdorferplatz herum. Warum? Weil wir mit Abstand die Zukunft des Platzes und die städtebaulichen Pläne dazu diskutieren, Kompott essen und draußen auf unserem Lieblingsplatz sein wollen.

Die U-Bahn kommt und befördert auch das Interesse für einen Ort, der bislang eher missachtet als beachtet oder gar wertgeschätzt wurde. Ein häßlicher NichtOrt sei der Matzleinsdorfer Platz, ein ästhetischer Supergau. So die Meinung unisono.

Jetzt ändert sich der Blick auf die Gegend. Vor allem im Süden, in Favoriten, wird eine massive Veränderung statt finden. Vier Grundstücke in unmittelbarer Nähe zum Verkehrsbauwerks sollen in den kommenden Jahren neu gewidmet und zum Teil mit Hochhäusern bebaut werden. Mit den städtebaulichen Leitlinien Matzleinsdorfer Platz Süd wurden im April 2020 die wesentlichen Planungsziele durch die Stadtentwicklungskommission (STEK) abgesegnet.

Wir erforschen und ergründen den Platz seit vielen Jahren. Wir betrachten sowohl die kolportierten Bauvorhaben, als auch den gesamten städtebaulichen Prozess sehr skeptisch. Die Planung ist nicht partizipativ, undurchsichtig und in wichtigen Punkten äußerst vage. Eine tiefer gehende Auseinandersetzung mit der Geschichte des Ortes fehlt. Die Autos werden im Leitbild einfach ausgeblendet. Versprochen wird eine Aufwertung und Attraktivierung.

Wir sind überzeugt davon, daß es am Matzleinsdorferplatz tiefgreifende Veränderung braucht. Wir sprechen nicht von einer Verschönerung, sondern von substanziellen Veränderungen, was den gesellschaftlichen Charakter solcher Verkehrsknotenpunkte anbelangt. Wir fordern eine soziale Infrastruktur, eine kulturelle Nutzung, einen öffentlichen Park.

Wir sind überzeugt, daß ein demokratischer gemeinschaftlicher Planungsprozess auf Grundlage einer fundierten Ortsanalyse nicht nur möglich, sondern auch sorgsamer und ressourcenschonender ist und und darüber hinaus zu intelligenteren Lösungen führt.

Zahlreiche kaputte Verkehrsknotenpunkte in Wien bezeugen daß die herkömmliche Stadtplanung hier versagt hat. Es braucht politische Initiativen, die sich für eine funktionierende Öffentlichkeit, gerade an so neuralgischen Orten des Verkehrs und des Austauschs, einsetzen. Dafür brauchen wir utopische Entwürfe.

Am 7. Februar wollen wir mit Abstand am Matzleinsdorferplatz herumsitzen, laut diskutieren und unserer künstlerischen Arbeit nachgehen. Wir eröffnen das Krixi-Kraxi-Infocenter, ein Häuschen aus Pappendeckel. Darin zeigen wir historische Ansichten des Platzes, servieren Kompott, über/zeichnen Entwürfe und Bilder. Infotexte liegen auf. Wir bauen eine Installation.

Ein paar Striche weiter befindet sich das autonome Baustoffzentrum. Dort steht in großen Buchstaben geschrieben: ALLES MUSS RAUS! Es gibt Baustoffe umsonst. Damit bewerben wir den Gedanken des gemeinschaftlichen Planens und Bauens. Im Sinne der Geschichtsbaustelle sagen wir “Baue, wo du stehst!”. Wir drehen einen Film. 

Bei einem Spaziergang vertiefen wir den historischen Abriss und schmieden Pläne für eine gute Zukunft des Platzes.

Wenn ihr am Sonntag den 7. Februar nichts vorhabt, dann kommt vorbei, bringt einen Hocker oder Sessel und verbringt mit uns einen un/produktiven Nachmittag am schönsten Platz Wiens. Das wäre ein schöner Zufall.