Rendering

..:: Rendering & Violence ::..

Mir geht das Rendering von der Gudrunstraße192 nicht aus dem Kopf. Bevor ich in naher Zukunft (ich warte noch auf Kommentare von Stadtplanung und Bezirk)  über die jüngere Geschichte des Grundstücks und die Flächenwidmung dort einen eigenen Text schreibe, möchte ich in dem Text sagen, was so schlimm an der Visualisierung von dem geplanten Gebäudes ist. Der Entwurf stammt von Architekt Albert Wimmer, der unter anderem den Umbau des Pratersterns 2008 oder die “Revitalisierung” der Sofiensäle verantwortet. 

Bild 1

Bild 2

Zur Erinnerung: Für das Gebäude gibt es keine Widmung und der gesamte Flächenwidmungsprozess “Matzleinsdorfer Platz Süd” hängt seit Jahren komplett in der Luft – es ist unklar, was gebaut wird, wo die erforderlichen Grünräume sind, in welcher Weise der notwendige Mehrwert für die Bevölkerung realisiert wird oder wie der Verkehr am Platz in Hinkunft geregelt sein wird. 

Trotzdem organisiert die Stadt Wien eine Veranstaltung, wo sie ein privates Gebäude eines Investors, mit guten Beziehungen zu Bezirk und Stadt, dessen Reichtum zudem auf dem Verkauf von Autos beruht beworben wird – die Veranstaltung wird als “Beteiligungsphase 2” auf der offiziellen Seite der Stadtplanung eingespeist, während man dort mittlerweile vergeblich nach den Wünschen sucht (“Keine Hochhäuser”, etc.), die man bei der ersten “Beteiligung” (damals in der Hotel-Lobby des Investors) noch auf bunte Zetteln schreiben konnte. Von  Beteiligung zu sprechen ist hier eigentlich nur zynisch. 

Das Rendering vom zehngeschossigen (teilweise siebengeschossig) Gebäudekomplex brennt sich ein, es wird Realität, beworben von der Stadt – wohlgemerkt ohne der ausstehenden Widmung. Scheinbar ist diese Widmung nur noch Formsache. 

Zum Rendering: Es gibt zwei Ansichten, einmal schräg von vorne , einmal von oben – beides Mal geht der Blick in Richtung Matzleinsdorfer Platz. Die Fassade glänzt in Gold oder Bronze, die Dächer sind – wie das in aktuellen Entwürfen Usus ist – begrünt und überhaupt schaut die Umgebung ziemlich grün aus. Wir sprechen hier vom Matzleinsdorfer Platz. 

Was ist am Rendering geschehen? Zum Einen ist einmal der Friedhof großzügig mit aufs Bild genommen, zum Anderen ist gerade die Kleingartensiedlung der ÖBB, die nach allen bisherigen Plänen der Grundeigentümer geschliffen und zerstört werden soll aufgeblasen und zieht sich plötzlich vom geplanten Gebäude hinüber bis zur Gleistrasse – eine Gegend die tatsächlich einmal relativ grün und wild war, die aber längst überwiegend asphaltiert ist. Nicht genug des Zynismus ist eine weitere Tatsache auffallend: im Rendering sind alle Nachbarn und bestehenden Geschäftslokale auf der Gudrunstraße einfach ausradiert und mit Bäumen ersetzt worden. Es handelt sich um ein Grabsteingeschäft, ein Möbelhaus, eine Autowerkstätte – das vierte Gebäude das ehemalige Feuerwerksgeschäft ist leider bereits im April 2021 abgerissen worden. 

Ich verstehe, dass Renderings zumeist ein stark geschöntes Bild der Realität zeigen – deswegen steht als schmaler Disclaimer auch Symbolbild drauf. In diesem Fall fehlt dieser Hinweis und es ist ein starkes Stück, wenn auf diese Art und Weise existierende Gebäude gelöscht werden. Vor allem, wenn es sich um Dokumente handelt, die von der Stadtplanung offiziellen segen bekommen und veröffentlicht  werden. Ich frage mich, was die Personen davon halten mögen, wenn sie in Zukunft viellicht wirklich ihre Geschäfte und Werkstätten verlieren, wo sie teilweise Jahrzehnte ihres Lebens verbracht haben? Wie kommt das Architekturbüro auf die Idee, diesen aktuellen Gebäudebestand einfach auszulöschen? Und dafür Bäume als grünen Rahmen für das eigene Haus hinzustellen? 

Wie gesagt: Ich verstehe, dass Renderings geschönte Bilder und Marketingtools sind – aber aus welchen Grund, muss ein solches Bild, das so mit strukturelle Gewalt operiert, von der Stadt noch aufgenommen und offiziell beworben werden? Noch einmal: Es gibt nicht einmal eine Widmung, die dieses auf maximalen Profit ausgerichtet Gebäude erlaubt – die letzte Widmung stammt aus dem Jahr 2008 und erlaubt eine Gebäudehöhe von 12 Metern und keinen Wohnbau! 

Watch out for more Infos zu Gudrunstraße 192! 

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